Karls-Mittenwald

Tradition bewahren, Zukunft gestalten

Am Dekan-Karl-Platz 25 in Mittenwald steht ein kleines, schmuckloses Haus, das zwischen den liebevoll gestalteten Gebäuden und modernen Neubauten fast in Vergessenheit geraten ist. Versteckt im Schatten der Linderspitzen, wird es leicht übersehen. Doch dieses unscheinbare Haus hat eine bewegte Geschichte: Jahrzehntelang war es als Bäckerei „Berndl“ ein fester Bestandteil der Mittenwalder Innenstadt und ein beliebter Anlaufpunkt für Einheimische und Besucher. Nach einer längeren Leerstand wird das Gebäude nun mit viel Hingabe und Sorgfalt saniert, um wieder Teil des lebendigen Stadtbildes von Mittenwald zu werden. Im Rahmen der Sanierung erhält das Haus eine neue Nutzung, die es ermöglicht, seine historische Bedeutung in einem modernen Kontext neu zu interpretieren. Ziel ist es, das Gebäude nicht nur architektonisch aufzuwerten, sondern auch seine Rolle innerhalb der Mittenwalder Gemeinschaft zurückzugewinnen – als Ort des Zusammenkommens und des Austauschs, der die Traditionen der Vergangenheit mit den Bedürfnissen der Zukunft verbindet.

Ein fast 300 Jahre altes Gebäude

Das Gebäude am Dekan-Karl-Platz ist ein fast 300 Jahre altes Bauwerk mit einer reichen und abwechslungsreichen Geschichte, das zahlreiche An- und Umbauten sowie verschiedene Nutzungen durchlebt hat. Es ist klar, dass ein so historisches Gebäude niemals die Funktionalität und Perfektion eines Neubaus erreichen kann. Dennoch stammt es aus einer Zeit, in der Städte für Menschen und nicht für Autos, Büros oder Konsum konzipiert wurden. Aufgrund seiner Lage, Proportionen und Maßstäblichkeit strahlt es eine Gemütlichkeit aus, die modernen Neubauten oft fehlt. Diese besondere Atmosphäre gilt es zu bewahren!

Die Herausforderung der Sanierung

Die Sanierung des Gebäudes am Dekan-Karl-Platz stellt uns vor eine anspruchsvolle Herausforderung: Es gilt, die Atmosphäre und die Geschichte des Hauses zu bewahren, obwohl des Gebäudes saniert und ein Großteil neu gebaut wird. Die immer besser werdende Bauforschung würde es zwar ermöglichen, frühere Zustände präzise zu rekonstruieren, jedoch wäre eine vollständige Nutzung dieser technischen Methoden nicht das geeignete Sanierungskonzept. Zudem wäre es unangemessen, im Neubau den historischen Bestand einfach zu imitieren – dies würde eher gewollt als authentisch wirken. Gleichzeitig erfordert die neue Nutzung des Gebäudes eine Anpassung der Aufenthaltsqualität. Wir haben klare Vorstellungen davon, was wir vermeiden möchten und welche Ansätze nicht zielführend sind. Die zentrale Frage bleibt: Welche Sanierungsmethode ist geeignet, um sowohl den historischen Charakter des Hauses und der Stadt als auch die modernen Bedürfnisse in Einklang zu bringen?

Traditionelle Werte in modernem Gewand

Für die Sanierung des Gebäudes verfolgen wir einen reparaturorientierten Ansatz, der darauf abzielt, die Spuren der Vergangenheit zu bewahren, anstatt sie einfach zu tilgen. Unser übergeordnetes Ziel ist es, Nachhaltigkeit durch einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Bestehenden zu fördern. Durch praktische und bauwerkschonende Instandsetzungen möchten wir das Haus sanieren und dabei eine harmonische Verbindung von Alt und Neu schaffen. Diese Herangehensweise bedeutet nicht, dass wir die Funktionalität des Gebäudes lieblos instandsetzen; vielmehr stellt das Sanierungskonzept auf praktischen Erfahrungen ab anstatt auf Theorien und Ideologien.

Die Geschichte des Hauses wurde seit jeher von den bewohnenden Familien geprägt. Die Bauherren sind stolz darauf, die Tradition einer Bäckerei nach über 100 Jahren fortzuführen – eine Idee, die über Generationen hinweg den Geist des Hauses geprägt hat. Auch die beauftragten Bauunternehmer sind seit mehreren Generationen im oberen Isartal tätig und bringen ihr Fachwissen ein, um das Gebäude authentisch wiederherzustellen. Gleichzeitig bringt eine neue Generation frische Perspektiven in das Projekt: Sie verbindet traditionelles Handwerk mit zeitgemäßen Themen wie Nachhaltigkeit, Funktionalität und schlichtem Design.

Um das Sanierungskonzept erfolgreich umzusetzen, ist eine enge Zusammenarbeit mit den ausführenden Firmen unerlässlich. Nur so eine Kooperation ermöglicht es, schonend mit der Substanz umzugehen und verantwortungsvolle Entscheidungen bei notwendigen Erneuerungen zu treffen – sei es in Bezug auf formale Anpassungen oder Neugestaltungen. Fast jedes beteiligte Unternehmen hat bereits in der jahrhundertelangen Geschichte des Hauses Aufträge ausgeführt – zuletzt beim Umbau in den 1970er-Jahren, als das Ingenieurbüro Schwind noch in seinen ersten Betriebsjahren steckte. Die Verbindung von Tradition und Innovation wird die spürbare Dynamik in Mittenwald aufgreifen und in eine neue Ära tragen. Das Ergebnis ist ein Gebäude, das sich authentisch ins Ortsbild einfügt und gleichzeitig höchste energetische Standards sowie innovative Ausstattung bietet.

Projekttyp: Nutzungsänd., energ. Sanierung
Bauherr/Planung: Arise Immobilien GmbH
Ort: Mittenwald
Status: fertiggestellt 2024
Leistungsphasen: 1 – 9